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Die Enzyklopädisten

Zwischen Früh‑ und Hochscholastik entstehen Enzyklopädien und naturkundliche Sammelwerke, die medizinisches Wissen in größere Ordnungssysteme einbetten. Als Vorläufer gelten Isidor von Sevilla mit den Etymologiae (u. a. Buch IV „De medicina“) und – im monastischen Bildungshorizont – Cassiodor (Institutiones).

Im 13. Jahrhundert prägen großangelegte Werke die Rezeption: Thomas von Cantimpré, Liber de natura rerum; Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum; Vincentius Bellovacensis, Speculum maius (besonders Speculum naturale). Sie integrieren botanische, zoologische und medizinische Inhalte, sammeln Autoritäten von der Antike bis zur arabisch‑lateinischen Tradition und machen sie für Unterricht und Praxis zugänglich.

Ein spezieller Typ ist die medizinische Arzneimittel‑Enzyklopädie: Matthaeus Silvaticus, Pandectae medicinae (frühes 14. Jahrhundert). Für den deutschsprachigen Raum steht Konrad von Megenberg, Buch der Natur (um 1350), als volkssprachige Naturlehre, die botanische, zoologische und medizinische Inhalte bündelt und die enzyklopädische Tradition in die Volkssprache überträgt.

Kernpunkte

  • Isidor von Sevilla, Etymologiae (Vorläufer)

  • Thomas von Cantimpré, Liber de natura rerum

  • Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum

  • Vincentius Bellovacensis, Speculum maius (Speculum naturale)

  • Matthaeus Silvaticus, Pandectae medicinae

  • Konrad von Megenberg, Buch der Natur (um 1350)

Profil: Der in Lauingen geborene Albertus Magnus († 1280) verfasste keine Enzyklopädie im engeren Sinn, zählt aber wegen der Breite seines Œuvres zur enzyklopädischen Gelehrtenkultur. Sein Schwerpunkt liegt in Theologie und Philosophie; zwischen 1254–1263 entstehen umfangreiche naturkundliche Arbeiten – die Naturkunde gilt dabei als Teil der Philosophie.

Werkcharakter: In De vegetabilibus steht – anders als bei vielen zeitgenössischen Kompilationen – die Botanik im Vordergrund: Beobachtung, Terminologie, Systematik und Nutzenlehre werden zusammengeführt.

Quellen & Aufbau: Für Buch I und III nutzt Albert die unter Aristoteles laufende, tatsächlich Nikolaus von Damaskus zugeschriebene Schrift De plantis (lateinisch seit dem späten 12. Jh. im Umlauf). Hinzutreten jüngere Autoritäten, u. a. der Canon des Avicenna sowie das Circa instans. – Buch VI bringt die Einzelpflanzenbehandlung, Buch VII beschließt den Traktat.

Systematik (Buch VI): Albert ordnet hierarchisch:

  1. Arbores – die Bäume als edelste Pflanzen.

  2. ArbustaSträucher mit mehreren verholzten Achsen.

  3. OleraKräuter mit Stängeln, die nicht oder erst spät verholzen.

  4. Herbaeblatttragende Kräuter ohne ausgeprägten Stängel.

  5. FungiPilze als unterste Gruppe; gegenüber Theophrast neu akzentuiert.

Umfang & Ordnung: Albert beschreibt rund 300 Arten; die Abteilungen sind jeweils halb‑alphabetisch gegliedert. Neben Standort‑, Wachstums‑ und Geschmacksangaben verzeichnet er medizinische Anwendungen.

Wirkung & Überlieferung: De vegetabilibus verbreitet sich stark und prägt die spätmittelalterliche Pflanzenkunde; der erste Druck erscheint 1517 in Venedig. Das Werk verbindet antike Lehren, arabisch‑lateinische Medizin und klösterliche Praxis zu einem Lehr‑ und Nachschlagebuch mit anhaltender Wirkung.

Kernpunkte
  • Albertus Magnus († 1280), dominikanischer Universalgelehrter; Naturkunde als Teil der Philosophie.

  • De vegetabilibus (7 Bücher): Botanik im Fokus; Beobachtung + Nutzenlehre.

  • Quellen: De plantis (Pseudo‑Aristoteles/Nikolaus von Damaskus), Avicenna (Canon), Circa instans.

  • Buch VI: Fünf Gruppen – Bäume, Sträucher, Olera, Herbae, Fungi; Pilze als eigenständige, unterste Klasse.

  • Umfang: ca. 300 Arten; halb‑alphabetische Ordnung; Hinweise zur Arzneiverwendung.

  • Rezeption: weite Verbreitung; Erstdruck 1517, Venedig.

 

 

Forschergruppe Klostermedizin

 

 

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