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Die Enzyklopädisten

Zwischen Früh‑ und Hochscholastik entstehen Enzyklopädien und naturkundliche Sammelwerke, die medizinisches Wissen in größere Ordnungssysteme einbetten. Als Vorläufer gelten Isidor von Sevilla mit den Etymologiae (u. a. Buch IV „De medicina“) und – im monastischen Bildungshorizont – Cassiodor (Institutiones).

Im 13. Jahrhundert prägen großangelegte Werke die Rezeption: Thomas von Cantimpré, Liber de natura rerum; Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum; Vincentius Bellovacensis, Speculum maius (besonders Speculum naturale). Sie integrieren botanische, zoologische und medizinische Inhalte, sammeln Autoritäten von der Antike bis zur arabisch‑lateinischen Tradition und machen sie für Unterricht und Praxis zugänglich.

Ein spezieller Typ ist die medizinische Arzneimittel‑Enzyklopädie: Matthaeus Silvaticus, Pandectae medicinae (frühes 14. Jahrhundert). Für den deutschsprachigen Raum steht Konrad von Megenberg, Buch der Natur (um 1350), als volkssprachige Naturlehre, die botanische, zoologische und medizinische Inhalte bündelt und die enzyklopädische Tradition in die Volkssprache überträgt.

Kernpunkte

  • Isidor von Sevilla, Etymologiae (Vorläufer)

  • Thomas von Cantimpré, Liber de natura rerum

  • Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum

  • Vincentius Bellovacensis, Speculum maius (Speculum naturale)

  • Matthaeus Silvaticus, Pandectae medicinae

  • Konrad von Megenberg, Buch der Natur (um 1350)

Profil: Der fränkische Gelehrte Konrad von Megenberg (1309–1374), zunächst Rektor der Wiener Domschule, später Domherr in Regensburg, verfasst die erste deutschsprachige Naturenzyklopädie des Mittelalters.

Entstehung & Autorfassungen: Vom Buch der Natur existieren zwei Autorfassungen: die erste 1348 vollendet; die zweite wurde 1350/1358 abgeschlossen (die Überlieferung schwankt).

Quellenlage: Hauptquelle sind zwei Fassungen des Liber de natura rerum von Thomas Cantimpratensis (Thomas II und Thomas IIIb). Daneben verarbeitet Konrad Albertus Magnus und das Circa instans (traditionell Platearius zugeschrieben).

Pflanzenbücher (Bücher IV–V):

  • Buch IV A – Von den Bäumen: 55 Baumarten.

  • Buch IV B – Von den wohlschmeckenden Bäumen: 29 Arten.

  • Buch V – Von den Kräutern: 89 Kräuter.

Überlieferung & Druck: Das Buch der Natur zirkulierte in zahlreichen Handschriften. Buch V (Von den Kräutern) wurde 1477 in Nürnberg bei Anton Koberger als erstes gedrucktes deutsches Kräuterbuch publiziert – zusammen mit dem Arzneibuch des Ortolf von Baierland.

Einordnung: Konrad vermittelt das gelehrte lateinische Wissen (Thomas, Albertus, Circa instans) in deutscher Sprache und macht es für Laien zugänglich; die Pflanzenkapitel verbinden Beschreibung, Nutzanwendung und Arzneibezug.

Kernpunkte
  • Konrad von Megenberg (1309–1374), Rektor in Wien, Domherr in Regensburg; Autor der ersten deutschsprachigen Naturenzyklopädie.

  • Zwei Autorfassungen: 1348 und 1350/1358.

  • Quellen: Thomas Cantimpratensis (Liber de natura rerum, Thomas II/IIIb), Albertus Magnus, Circa instans (Platearius).

  • Pflanzenbuch‑Umfang: IV A 55 Bäume; IV B 29 wohlschmeckende Bäume; V 89 Kräuter.

  • Druckgeschichte: 1477 Koberger (Nürnberg): erstes deutsches Kräuterbuch (Buch V), zusammen mit Ortolf von Baierland, Arzneibuch.

  • Bedeutung: Brücke zwischen lateinischer Gelehrsamkeit und volkssprachlicher Vermittlung; klare Ausrichtung auf Nutz‑ und Arzneilehre.

 

 

Forschergruppe Klostermedizin

 

 

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