Die Mariendistel (Silybum marianum) liefert mit den Früchten einen Flavonolignan‑Komplex (zusammengefasst als „Silymarin“, u. a. Silybin, Isosilybin, Silychristin, Silydianin). Nach heutigem regulatorischem Stand (HMPC, EMA) gelten Zubereitungen aus den Mariendistelfrüchten als traditionelle pflanzliche Arzneimittel zur symptomatischen Linderung von Verdauungsbeschwerden (Völlegefühl, Dyspepsie) und zur Unterstützung der Leberfunktionnachdem ernsthafte Erkrankungen ärztlich ausgeschlossen wurden. Starke Heilversprechen („Entgiftung“, Behandlung schwerer Leberkrankheiten) sind damit nicht verbunden.

Geschichte

Die Mariendistel wurde von den antiken Ärzten nur wenig genutzt, berichtet der römische Naturforscher Plinius (gest. 79 nach Chr.). Auch im mittelalterlichen Arzneischatz führt die Pflanze zunächst nur eine Randexistenz. Hildegard von Bingen erwähnt sie in der ‚Physica’ als „Vehedistel“ und empfiehlt sie bei „Seitenstechen“. Mit diesem Wort wurden meist Entzündungen des Lungen- oder Rippenfells bezeichnet. Im ‚Gart der Gesundheit’ von 1485 wird eine „Weiße Distel“ (Kap. 231) behandelt, deren Beschreibung auf die Mariendistel passt. Hier wird die Wurzel als ausgezeichnetes Mittel bei Vergiftung genannt.

Außerdem soll sie auch bei Husten und „Lungensucht“ hilfreich sein - vielleicht eine Parallele zur Indikation bei Hildegard von Bingen. Auch Adam Lonitzer erwähnt im Kapitel „Vehedistel“ und „Mariendistel“ das Seitenstechen. Die Wurzel gilt ferner als Mittel zur Förderung der Muttermilch. Dahinter dürfte die Legende stehen, die den Namen erklären soll: Beim Stillen des Jesuskindes sollen einige Milchtropfen der Gottesmutter Maria auf die Distel gefallen sein; seitdem tragen die Blätter die weißliche Marmorierung.

Der Einsatz der Mariendistelfrüchte bei Leberleiden hat sich seit dem 18. Jahrhundert zunehmend etabliert.


Anwendungen

Zubereitungen aus Mariendistelfrüchten werden traditionell eingesetzt zur symptomatischen Linderung von Verdauungsstörungen (Völlegefühl, Blähungen, leichte Dyspepsie) sowie zur Unterstützung der Leberfunktion, nachdem ernsthafte Erkrankungen ärztlich ausgeschlossen wurden. Für die Behandlung chronischer Lebererkrankungen (z. B. Fettleber, Hepatitis, Leberzirrhose) ist die klinische Evidenz uneinheitlich; belastbare Wirksamkeitsbelege auf harten Endpunkten fehlen.


Zubereitungen

Als Tee kann die geschnittene Droge verwendet werden: 3–5 g in ca. 100 ml kochendem Wasser, 2–3‑mal täglich vor den Mahlzeiten. Pulverisierte Früchte: 300–600 mg pro Einzeldosis, 2–3‑mal täglich (Tagesdosis bis 1 800 mg), jeweils vor den Mahlzeiten. Für standardisierte Trocken‑ und Weichextrakte gelten die in der HMPC‑Monographie angegebenen Dosisbereiche (je nach DER und Auszugsmittel).

Hinweise/Sicherheit

Nicht anwenden bei Überempfindlichkeit gegen Mariendistel bzw. Asteraceae. <18 Jahre: mangels Daten nicht empfohlen. Schwangerschaft/Stillzeit: nicht empfohlen. Bei Verschlechterung der Beschwerden, neu auftretendem Ikterus oder Verfärbung von Urin/Stuhl ärztliche Abklärung. Häufig sind milde gastrointestinale Beschwerden; gelegentlich allergische Reaktionen (Dermatitis, Urtikaria, Exanthem, Pruritus, selten Anaphylaxie/Asthma). Ethanolhaltige Zubereitungen entsprechend kennzeichnen.Die Mariendistel ist ein ausgesprochen stattlicher und auffälliger Vertreter der Familie der Korbblütler (Asteraceen). Sie kann bis zu eineinhalb Metern hoch werden und sticht durch ihre ungewöhnlichen grün-weiß marmorierten Blätter ins Auge. Die kugelförmige Blüte bildet purpurfarbene Strahlen und erhöht so die Attraktivität der Pflanze im Hochsommer. Ihre Herkunft ist der Mittelmeerraum und Vorderasien, wo sie an trockenen, steinigen Hängen in großen Kolonien dicht an dicht anzutreffen ist.