Als die Forschergruppe Klostermedizin im August 1999 erstmals an die Öffentlichkeit trat, hätte keiner der Beteiligten dieser Initiative zwischen dem Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg und der Firma Abtei die Prognose gewagt, dass dieses Projekt noch zehn Jahre später existieren würde, und zwar produktiv wie kaum zuvor.
 
Im Jahr ihres zehnjährigen Bestehens ist die Forschergruppe Thema in der Sendung 'Visite' des Norddeutschen Rundfunks, in der Reihe 'Terra-X'  des ZDF, in ARTE und im Bayerischen Fernsehen präsent.
In Zusammenarbeit mit der Stadt Neuburg an der Donau, der Staatlichen Bibliothek zu Neuburg und der Bayerischen Staatsbibliothek in München veranstaltete die Forschergruppe mit der Unterstützung von Abtei die Ausstellung „Die Pflanzen der Klostermedizin in Darstellung und Anwendung“ (5. April – 14. Juni), welche die Entwicklung der Pflanzenabbildung in Europa von der Antike bis zur Neuzeit zeigt, wobei die faszinierenden, aber weithin unbekannten Pflanzenbilder des Benediktiners Vitus Auslasser (15. Jh.) aus dem Codex Clm 5905 der Bayerischen Staatsbibliothek München im Zentrum stehen.
 
10 Jahre FGKM bedeutet 10 Jahre Erforschung der Quellen zur Kräuterheilkunde des Mittelalters. Neben dem wichtigsten Kräuterbuch der Klostermedizin, dem ‚Macer floridus’, sind das der ‚Liber graduum’ des Benediktiners Constantinus Africanus (Monte Cassino), bedeutende Werke der Schule von Salerno wie die ‚Practica’ des Johannes Platearius und das ‚Circa instans’, die wichtigste Arzneikunde des Mittelalters; natürlich dürfen die medizinischen Schriften der Hildegard von Bingen nicht fehlen, ebensowenig wie die zentralen Bücher der arabischen Medizin, so der ‚Canon medicinae’ des Avicenna oder der ‚Aggregator’, eine Drogenkunde, die dem syrischen Arzt Johannes Serapion zugeschrieben wurde.
Zum Forschungsfeld gehören aber auch die ersten großen deutschen Kräuterbuchdrucke: der ‚Gart der Gesundheit’ (Mainz 1485), das ‚Kleine Destillierbuch’ des Hieronymus Brunschwig (Straßburg 1500) und das Kräuterbuch des Adam Lonitzer (Frankfurt am Main 1557), daneben noch weitere, bisher kaum beachtete Traktate und Rezeptsammlungen.
 
Die Texte werden durch Editionen, Übersetzungen, Kommentare usw. für weitere Forschungen aufbereitet und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In mehreren Doktorarbeiten werden die Anwendungen der Heilpflanzen überprüft.
 
10 Jahre Forschergruppe Klostermedizin heißt auch, eine Dekade Information und Beratung für interessierte Laien, zum Beispiel über das Internet und die Website oder durch Seminare und Vorträge über Gesundheitsthemen, wie zum Beispiel „Schlaf, Schlafstörung und Phytotherapie“, Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen mit natürlichen Mitteln, Urologika, innere Reinigung, Ballaststoffe und Ernährung.
 
Schließlich war die Forschergruppe auch Ideengeber für neue Produkte, wie z.B. „Terra Armena“.
 
Neben den Dissertationen ist die Forschergruppe durch das Seminar „Grundlagen der Phytotherapie“ an der Universität Würzburg in der akademischen Lehre verankert.
 
Eine Erfassung des gesamten Arzneipflanzenschatzes der Klostermedizin, die auch als Traditionelle Europäische Medizin verstanden werden kann, ist noch nicht vollständig gelungen, aber angesichts des Erreichten erscheint dieses Ziel nicht mehr utopisch.