Der Knoblauch ist unter den Lauch- bzw. Allium-Arten am wirkungsvollsten. Schon seit Urzeiten wurde er als Gewürz und Arzneimittel genutzt. Im Mittelalter erreichte er zeitweise sogar den Ruf eines Allheilmittels und noch in den letzten Jahrzehnten stand er in dem Ruf, für die hohe Lebenserwartung der Menschen in den Balkanländern und auf den griechischen Inseln verantwortlich zu sein.
Der Knoblauch gehört botanisch zu den Amaryllisgewächsen (Amaryllidaceae, Unterfamilie Allioideae) – die ältere Einordnung als „Liliengewächs/Alliacee“ gilt seit den APG‑Systemen als überholt. Die Zwiebel besteht aus einzelnen Zehen („Nebenzwiebeln“) um einen Zwiebelboden; aus ihm treibt der blattlose Blütenschaft (Schlotten) mit doldigem Blütenstand und häufig Brutzwiebeln. Als Kulturpflanze ist Knoblauch weltweit verbreitet; genetisch wird ein Ursprung in Zentral‑/Westasien angenommen.
Geschichte
Antike und Klostermedizin führen Knoblauch als Stärkungsmittel und bei Infekten: Dioskurides nennt u. a. Verdauungsbeschwerden, Wurmbefall, „Vergiftungen“ und Atemwegsleiden; mittelalterliche Quellen (‚Macer floridus’, Hildegard von Bingen) übernehmen vieles davon und ergänzen Diät‑Hinweise (maßvoller Rohverzehr). Der Topos des „Bauern‑Theriaks“ (Konrad von Megenberg) illustriert die volksmedizinische Wertschätzung, ohne heutige pharmakologische Evidenz vorwegzunehmen.
Wirkstoffe und Wirkungen
Wesentliche Inhaltsstoffe sind S‑Allyl‑cystein‑Sulfoxid (Alliin) und daraus durch Alliinase entstehende Schwefelverbindungen (v. a. Allicin; daraus Diallyl‑disulfid u. a.), ferner Saponine, geringe Mengen Flavonoide u. a. In vitro ergeben sich antimikrobielle/antimykotische Effekte; klinisch sind ausgeprägte Lipid‑ oder Blutdruckeffekte inkonsistent, harte Endpunktdaten fehlen. Knoblauchpräparate werden heute vor allem traditionell eingesetzt.
Anwendungen nach HMPC (EMA)
Knoblauchzwiebel‑Zubereitungen sind als traditionelle pflanzliche Arzneimittel eingestuft
– als Adjuvans zur Vorbeugung der Atherosklerose.
– zur Linderung von Symptomen der Erkältung.
Die Einstufung beruht auf langjähriger Anwendung (kein Nachweis klinischer Wirksamkeit wie bei zugelassenen Arzneimitteln).
Dosierung (HMPC‑Richtwerte)
Atherosklerose‑Adjuvans (Erwachsene):
• Pulverisierte Droge: Einzeldosis 300–750 mg; Tagesdosis 900–1380 mg in 3–5 Gaben.
• Flüssigextrakt (aus frischer Zwiebel; Rapsöl‑Mazerat, DER 2–3:1): 110–220 mg 4‑mal täglich (Tagesdosis 440–880 mg).
Erkältung (Adoleszente/Erwachsene):
• Trockenextrakt (z. B. DER 5:1): 100–200 mg 1–2‑mal täglich (Tagesdosis 100–400 mg).
Historisch (Kommission E): ca. 4 g frische Zwiebel/Tag (~1–2 Zehen) bzw. äquivalente Pulver‑Mengen.
Sicherheit
Häufig: Geruch, gastrointestinale Beschwerden (Völlegefühl, Flatulenz). Möglich: allergische Reaktionen (Kontaktdermatitis, Bronchospasmus), Schweißneigung; selten Blutungen. Vorsicht bei gleichzeitiger Einnahme von Antikoagulanzien/Thrombozytenaggregationshemmern; 7 Tage vor Operationen nicht einnehmen. Gegenanzeige: gleichzeitige Therapie mit Saquinavir/Ritonavir. Schwangerschaft/Stillzeit: mangels Daten nicht empfohlen.
Hinweis zu äußerlicher Anwendung: unverdünnter roher Knoblauch kann zu Verätzungen/Schädigungen der Haut führen und wird nicht empfohlen.